Hormonentzugstherapie erhöht deutlich das Risiko für Darmkrebs, Diabetes, koronare Herzkrankheit und plötzlichen Herztod
Die Hormonentzugstherapie ist zweifellos eine hocheffektive und sehr wichtige Therapie des nicht mehr lokalisierten Prostatakarzinoms. Seit Huggins und Hodges im Jahre 1941 ist jedoch keine abschließende Beurteilung in Bezug auf eine Lebensverlängerung möglich. Zwar kann sie palliativ die Symptomatik der Erkrankung und ihres Fortschreitens mildern, doch es gibt bis heute keinen schlüssigen Beweis, dass sie das Leben verlängern kann, wie auch die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Urologie darlegen (Aus et al., 2005). Liegt dieses Paradox an den nicht unerheblichen Nebenwirkungen der Hormonblockade?
Kann man durch sinnvolle Maßnahmen (Sport, pflanzenreiche Ernährung und Granatapfel-Polyphenole) das Nebenwirkungsprofil und damit die letztliche Wirkung der Hormonblockade verbessern?
Immer mehr große Studien liefern eindeutige Hinweise, dass der Androgenentzug das Risiko, an Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken und an plötzlichen Herztod zu sterben, deutlich steigert. So ergab zum Beispiel eine Untersuchung an 73.196 Männern unter Androgenentzug mit GnRH-Agonisten eine Steigerung des Diabetesrisikos um 44 %, des Risikos für koronare Herzkrankheit um 16 %, für Herzinfarkt und plötzlichen Herztod um je 16 % (Keating NL, O’Malley AJ, Smith MR. Diabetes and cardiovascular disease during androgen deprivation therapy for prostate cancer. J Clin Oncol. 2006 Sep 20;24(27):4448-56). Auch das Darmkrebsrisiko steigt durch die Hormontherapie um 30 bis 40 Prozent, wie ein internationales Forscherteam durch statistische Erhebungen herausgefunden hat. Das Risiko stieg demnach umso stärker an, je länger die Therapie andauerte (Gillesson et al., 2010).
Eine aktuelle Studie mit 37.443 Prostatakrebspatienten, die 2010 im Journal des National Cancer Instituts publiziert wurde, zeigt: Die Behandlung mit GnRH-Agonisten erhöht (verglichen mit den nicht mit Androngeentzug behandelten Patienten) das Risiko für Diabetes um 28 %, für koronare Herzkrankheit um 19 %, für Herzinfarkt um 28 % und plötzlichen Herztod um 35 % sowie für Schlaganfall um 22 %. Die Orchiektomie ging einher mit einem 40 % höheren Risiko für koronare Herzkrankheit und einem 111 % höheren Risiko für Herzinfarkt (verglichen mit Prostatakrebspatienten, die keine Hormonblockade und Hodenentfernung hatten). (Keating NL, O’Malley AJ, Freedland SJ, Smith MR. Diabetes and cardiovascular disease during androgen deprivation therapy: observational study of veterans with prostate cancer. J Natl Cancer Inst. 2010 Jan 6;102(1):39-46):
Insbesondere unter Hormonentzugstherapie können die heilsamen Wirkungen von Granatapfelwirkstoffen auf das Herz-Kreislauf-System und eine diabetische Stoffwechsellage hilfreich sein.
Positive Nebenwirkungen auf Herz und Gefäße aus klinischen Studien
• Signifikante Verbesserung der Myokarddurchblutung bei KHK-Patienten (Doppelblinde, placebo-kontrollierte, randomisierte Phase-2-Studie, Sumner et al., 2005)
• Reduktion von arteriosklerotischen Gefäßablagerungen und Bluthochdruck (Placebo-kontrollierte, randomisierte Phase-2-Studie an Patienten mit Karotisstenose, Aviram et al., 2004), verlangsamte Progredienz der Karotis-Intima-Dicke-Zunahme bei Patienten mit erhöhten Triglyzerid- und Cholesterinwerten in einer Placebo-kontrollierten, randomisierten Studie mit 291 Patienten (Davidson et al., 2009)
• antiatherogene und cholesterinsenkende Wirkung bei Diabetikern (ohne Einfluss auf HbA1c und Blutzucker) in klinischen Studien (Rosenblat et al., 2004; Rozenberg et al., 2006; Esmaillzadeh et al., 2006), verbesserte Erektion bei Patienten mit erektiler Dysfunktion (Forest et al., 2007)
Granatapfel-Polyphenole bewirken weder eine Heilung von Prostatakrebs noch ersetzen sie eine notwendige kurative Behandlung. Sie können aber das Fortschreiten verzögern, Standard-Therapien wirkungsvoll ergänzen und in ihrem Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil verbessern.
Um den durch die Hormonblockade verursachten Stoffwechselstörungen entgegenzuwirken, sind auch regelmäßige Bewegung, Sport, gemüse- und obstreiche Vollwertkost wichtig!
Langzeitergebnisse der Pantuck-Studie mit Prostatakrebs-Patienten mit PSA-Rezidiv sind vielversprechend: PSA-Verdopplungszeit von 15 auf 60 Monate verlängert
Bei Patienten, die bis Ende 2008 im Median 56 Monate an der Studie teilgenommen hatten, verlängerte sich unter Granatapfelsaft die PSA-Verdopplungszeit auf durchschnittlich 60 Monate. Der PSA slope fiel dabei im Median um 60 % (Pantuck et al., 2006 und 2009).
Nach Aussage des Sprechers der American Urological Association, Dr. Christopher Amling, legt die Studie nahe, dass Granatapfelsaft nach erfolgloser Behandlung wirksam die Progression von Prostatakrebs verlangsamen könne. „Diese Ergebnisse und andere laufende Forschungen dürften eines Tages zeigen, dass Granatapfelsaft auch ein wirksames Mittel zur Vorbeugung von Prostatakrebs sei.“
Granatapfel-Polyphenole beeinflussen das Krebsgeschehen sowohl in vitro als auch in vivo auch im hormonrefraktären Stadium günstig:
– Granatapfel-Polyphenole drosseln die Expression des in diesem Stadium häufig überexprimierten Androgenrezeptors (Malik et al., 2005; Hong et al., 2008).
– Granatapfel-Polyphenole verringern die Bildung von Androgensynthese-Enzymen in hormonrefraktären Krebszellen (Hong et al., 2008).
– Granatapfel-Polyphenole senken intrazelluläre Cholesterinspiegel (Fuhrmann et al., 2005) und damit den Ausgangsstoff für die gesteigerte Androgen-Biosynthese.
– Fermentierte Granatapfel-Polyphenole hemmen das Krebswachstum von hormonrefraktären PC-3-Prostatakarzinomen in vivo und wirken in vitro bei hormonrefraktären PC-3 und DU145-Prostatakarzinomzellen antiproliferativ und antiinvasiv (Albrecht et al., 2004).
– Die antiinflammatorische Wirkung der Granatapfel-Polyphenole (Hemmung von NF-kappaB, COX-2, TNF-alpha und Metalloproteasen) ist in diesem Stadium besonders wichtig.
Dass Granatapfelpolyphenole das androgen-unabhängige Prostatakrebswachstum mittels eines NF-kappaB-abhängigen Mechanismus in vitro und in vivo hemmen und den Übergang in die Hormonrefraktarität verlangsamen, wurde in einer in-vivo-Studie (Rettig et al., 2008) nachgewiesen.
Aufgrund der Eigenschaft von Granatapfel-Polyphenolen, die Expression des Androgenrezeptors und Androgen-synthetisierender Enzyme herabzuregulieren, bei Proteinkinasen eine Phosphorylierungshemmung und in Krebszellen die Apoptose insbesondere über eine NF-kappaB-Aktivierungshemmung zu fördern, könnte eine Kombination mit der Hormonablation sehr interessante Synergie-Effekte bewirken und die Bildung von Resistenzen verzögern. Dies muss sich noch in der klinischen Praxis bewähren.